Grundlage für diese Seite ist das Dokument "Steckbrief zur INSPIRE-Datenspezifikation Verteilung der Bevölkerung | Demografie", Version 1.0 | Stand: 27.02.2014 | Herausgeber: Statistisches Bundesamt | Koordinierung Regionalstatistik, Indikatoren

BEZIEHT SICH AUF DIE TECHNICAL GUIDELINE VERSION 3.0

1. Ziel des Steckbriefs

Der Steckbrief soll geodatenhaltenden Stellen eine schnelle Entscheidungsgrundlage bezüglich der INSPIRE-Betroffenheit ermöglichen. Im Steckbrief wird das jeweilige INSPIRE-Thema grob erläutert, zu anderen INSPIRE-Themen abgegrenzt, die Objektarten beschrieben und eine Fragen- und Antwortensammlung zusammengestellt.

Der Steckbrief soll zunächst nicht dazu dienen, die Prozesse der Umsetzung zu beschreiben. Dafür sollte die Datenspezifikation, bzw. die fachlichen Leitfäden zur technischen Umsetzung, herangezogen werden.

2. Definition des Themas

Im Anhang III der INSPIRE-Richtlinie ist dieses Thema wie folgt definiert: Geografische Verteilung der Bevölkerung, einschließlich Bevölkerungsmerkmalen und Tätigkeitsebenen, zusammengefasst nach Gitter, Region, Verwaltungseinheit oder sonstigen analytischen Einheiten.

3. Abgrenzung zu anderen INSPIRE-Themen

4. Inhalt des Themas

4.1 Überblick

Bevölkerungsverteilung wird definiert als ein Set von statistischen Informationen, das beschreibt, wie sich Menschen in zweidimensionaler Hinsicht über den Raum verteilen. Diese Unterlage gibt einen Überblick über die Datenspezifikation zum Thema „Bevölkerungsverteilung“. Dabei werden folgende Annahmen gemacht:

Trennung zwischen statistischen Daten und statistischen Einheiten

Eine statistische Information ist definiert als eine numerische Angabe zu einem realen Phänomen. Eine statistische Einheit hingegen informiert über die räumliche bzw. geographische Lage einer statistischen Information. Die Spezifikation der statistischen Einheit ist nicht Gegenstand dieses Dokuments. Die geographische Lage einer statistischen Information wird über einen gemeinsamen Identifikator, zum Beispiel einen NUTS-Code oder den Gemeindeschlüssel, hergestellt. Der Zusammenhang zwischen einer statistischen Information und einem räumlichen Objekt bedeutet nicht nur, ein Objekt einer Datenbank mit einem anderen zu verknüpfen. Die Herausforderung ist, die Zusammenarbeit zwischen der Statistik und der GIS-Welt zu intensivieren. Erst durch das Ergebnis dieser Verknüpfung wird der Schatz von statistischen Daten für die GIS-Welt, vor allem in Verbindung mit einer Geodateninfrastruktur, verfügbar gemacht.

Allgemeingültigkeit 

Es gibt eine Fülle verschiedener Daten zur Bevölkerung wie Einzelpersonen, Wohngebäude, Menschen am Arbeitsplatz und ähnliches mehr. In diesem Dokument wird nicht versucht, eine Spezifikation für all diese einzelnen Phänomene vorzulegen. Gemeinsame Merkmale wurden extrahiert und in einem generischen Modell wiedergegeben. Das in dieser Datenspezifikation beschriebene Datenmodell ist generell geeignet, alle Daten, die in Tabellen oder Datenquadern vorliegen, im Rahmen von INSPIRE abzubilden.

Informelle Beschreibung

Zur Bevölkerung zählen grundsätzlich alle Menschen, einzeln oder in Gruppen. Dazu gehören zum Beispiel (1) Einzelpersonen bzw. Individuen wie auch (2) Personen, die zum Beispiel in Haushalten zusammen leben. Die Informationen darüber, wo und wie diese Personen leben oder sich aufhalten, sind grundlegend für nahezu alle anderen Themen der INSPIRE-Richtlinie, besonders für die Themen Gesundheit und Sicherheit, Gebäude oder Gebiete mit naturbedingten Risiken.

Das Thema Bevölkerungsverteilung kann in verschiedene Bereiche untergliedert werden. Der Text der Richtlinie verweist auf drei große Teilbereiche:

  • die Bevölkerung unter Bezugnahme auf individuelle Merkmale (Geschlecht, Alter, Familienstand, Nationalität)
  • die Bevölkerung im Hinblick auf unterschiedliche Aktivitätslevels (z.B. Bildungsstand, Beruf)
  • Bevölkerung und ihr Zusammenleben in Gruppen aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten (in Haushalten oder anderen Einrichtungen wie zum Beispiel Altenheimen etc.)  

Breites Spektrum an statistischen Daten zur Bevölkerung vorhanden

Informationen über die Bevölkerung liegen vor für die Gesamtbevölkerung, Altersgruppen, Geschlecht, Nationalität oder Geburtsort (Bestandsangaben), Sterblichkeit, Lebenserwartung sowie Migration (als Flussgröße). Von Interesse können auch sein die Bevölkerung in einem bestimmten Zeitraum sowie deren Aktivitäten. Fallbeispiele weisen auf einen Bedarf hin, zwischen Nacht- und Tagbevölkerung für eine gegebene Regionaleinheit zu unterscheiden, wie zum Beispiel eine Stadt oder einen Stadtteil, auch wenn es schwierig ist zu bestimmen, wie viele Leute sich an einem speziellen Platz (in einer Siedlung, einer Wohnung oder einem Haus) aufhalten und zu welchen gesellschaftlichen Gruppierungen sie gehören. So können sie sich zum Beispiel am Arbeitsplatz aufhalten oder Freizeitaktivitäten genießen (zum Beispiel einen Film im Kino anschauen). Sie können ihre Zeit auch in einem Transportmittel verbringen. Für Personen kann der Arbeitsort angegeben werden sowie in welchem Wirtschaftsbereich gemäß der Statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE) sie beschäftigt sind. Dies kann auch angegeben werden für einen genauen Ort, eine Region oder ein Teilgebiet davon. Oder es kann gezeigt werden, wo Personen einer ausgewählten sozioökonomischen Gruppe leben, in der Stadt oder am Stadtrand. Solche Informationen können nützlich sein im Zusammenhang mit anderen Themen wie zum Beispiel Landwirtschaft oder der Nutzung natürlicher Ressourcen. Um Überschneidungen mit wichtigen anderen ergänzenden und harmonisierten europäischen Datenquellen wie zum Beispiel der Regionaldatenbank von Eurostat zu vermeiden, sind nur einige wenige ausgewählte Merkmale zur Bevölkerungsverteilung verbindlich vorgegeben. Es wird empfohlen, dass Eurostat zusätzliche statistische Daten für INSPIRE bereitstellt.

Keine räumlichen Merkmale

Der Themenbereich Bevölkerungsverteilung/Demografie enthält Attribute, die sich auf die statistischen Einheiten beziehen. Das bedeutet, dass für dieses Thema keine direkten räumlichen Merkmale wie auch für zahlreiche andere INSPIRE Annex III-Themen (wie zum Beispiel Gebäude, Gesundheit und Sicherheit) erfasst werden, sondern die Verbindung zu diesen Merkmalen über die statistischen Einheiten, beispielsweise die NUTS-Codes oder Identifikatoren, für eine Rasterzelle hergestellt werden. 

Aggregatsdaten und Vertraulichkeitsregelungen

In der Richtlinie 2007/2/EC werden alle Arten von Merkmalen mit Bezug zu Demografie definiert. Darin eingeschlossen ist der Begriff "aggregiert“. Das bedeutet, dass nichtaggregierte Daten zur Bevölkerung aus Geheimhaltungsgründen ausgeschlossen sind. Die Datenbereitstellung auf verschiedenen regionalen Ebenen hängt ab von der nationalen Situation bezüglich Verfügbarkeit und Vertraulichkeit. Es gibt eine Korrelation zwischen der Größe der statistischen Einheit und der Untergliederung der statistischen Information nach verschiedenen Merkmalsausprägungen. Je kleiner eine statistische Einheit ist, umso größer ist die Tendenz zu allgemeinen, d.h. wenig differenzierten, Merkmalen, um den Datenschutzregelungen zu genügen. Das Datenmodell berücksichtigt alle diese Möglichkeiten, auch wenn gesetzliche Vorschriften ihre Bereitstellung verbieten können.

Bevölkerungsverteilung/Demografie im INSPIRE Kontext

Bevölkerungsverteilung/Demografie ist ein breiter Bereich, der durch quantitative Daten aus verschiedenen Quellen beschrieben werden kann – sowohl auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene. Diese Datenspezifikation hat ein generisches Datenmodell zum Gegenstand, das verschiedene statistische Bereiche abdeckt. Fallbeispiele zeigen, dass statistische Informationen zur Gesamtbevölkerung für Raster oder andere kleine Gebiete vielfältig zusammen mit anderen INSPIRE-Themen genutzt werden können. Aufgrund der Komplexität und der Fülle von Statistiken zur Bevölkerung wird gemäß Bedingung/requirement 3 von Abschnitt 5.2 lediglich die Bereitstellung von Angaben zur Gesamtbevölkerung sowie nach Altersgruppen auf Gemeindeebene und für ein Quadratmeter-Raster gefordert.

Die Vorteile dieses Bereichs im Zusammenhang mit INSPIRE liegen darin, dass vorrangig der Zugang zu vorhandenen Statistiken, die nicht bereits in den Regionaldatenbanken von Eurostat oder der Mitgliedsländer vorliegen, ermöglicht wird. Die Statistiken für diesen INSPIRE-Bereich sollen eher das auf gesetzlicher Grundlage oder das aufgrund von Gentlemen´s Agreement vorhandene Datenangebot ergänzen. Da die Statistiken in nationalen oder europäischen Regionaldatenbanken häufig multidimensional sind, können sie die INSPIRE-Vorgaben häufig nicht voll erfüllen. Deshalb werden vorhandene Datenbestände als beste Informationsquelle über Demografie beurteilt. Die Allgemeingültigkeit des Modells kommt zum Ausdruck in verschiedenen Code-Listen zur Klassifikation eines jeden bereitzustellenden statistischen Wertes. Dieser Ansatz gibt die notwendige Flexibilität, um auf weitere Anforderungen aufgrund von neuen Gesetzen oder aus anderen Gründen reagieren zu können.

4.2 Zusammenfassung Datenmodell

Eine Verteilung statistischer Daten beschreibt die Struktur eines Verbreitungsgebiets („dissemination area“), das für ein Set von Maßnahmen oder Phänomenen von Interesse ist. Die Bezeichnung „Verteilung der Bevölkerung“ wird am besten durch folgendes Beispiel veranschaulicht. Das Schaubild zeigt, wie die Bevölkerung in der Umgebung von Bordeaux verteilt ist, hier dargestellt als ein geografisches Rechteck. Die Umgebung von Bordeaux ist unser Verbreitungsgebiet. Dieses Gebiet wird durch eine Kombination aus roten und weißen Pixeln dargestellt, die tatsächlich kleine 200 m breite Rasterzellen darstellen.

Für jede Zelle werden die Bevölkerungsangaben wie folgt dargestellt: Als „Wert“ wird nur die Anzahl der Personen angegeben; die Pixel sind weiß, wenn die Bevölkerung null ist und sie werden immer dunkler, je höher die Bevölkerungszahlen sind. Aber nur das gesamte Bild von Pixeln – die Gesamtzahl aller Rasterzellen – gibt ein vollständiges Bild dieses Gebiets.

Abbildung 2: Beispiel für die Verteilung der Bevölkerung

Der Zweck des vorgeschlagenen Datenmodells ist, Möglichkeiten zu schaffen für einen Datenaustausch, der die Basis für solche Bilder bietet. In diesem Beispiel bildet das gesamte Set von Daten, das zu jedem Pixel gehört und notwendig ist für das Gesamtbild, das so genannte Verbreitungsgebiet. Das Modell ist nicht begrenzt auf eine bestimmte Art der Darstellung eines Verbreitungsgebietes. Es ist nicht begrenzt auf Rasterzellen als Bausteine für das Verbreitungsgebiet; statistische Einheiten wie Vektoren (Zählgebiete für den Zensus, administrative Einheiten) werden ebenfalls unterstützt und es ist nicht begrenzt auf reine Bevölkerungsangaben. Das Modell ist also generisch und erlaubt jeden Austausch von statistischen Daten.

Ein Teil des Modells ist eine Art von Beschreibung der Metadaten; auch wenn sie durch den ISO 19115/9 Metadatenstandard nicht abgedeckt ist. Diese sollte als Kopfzeile für das jeweilige Datenset hinzugefügt werden.

Ein Beispiel:

Attribute

Werte

Bereich

Demografie

Merkmal

Bevölkerung am Wohnort

Ausprägung 

Geschlecht

Maßeinheit

Personen

Veröffentlichungsgebiet

Umgebung von Bordeaux

  

“Bereich” beschreibt das statistische Fachgebiet, zu dem der Wert gehört und “Merkmal” enthält eine Kurzbeschreibung des darzustellenden Phänomens. Unter “Ausprägung” wird angegeben, welche Eigenschaft des Merkmals erfasst oder aggregiert wurde. “Veröffentlichungsgebiet” beschreibt das Gebiet, für das die statistischen Daten vorhanden sind oder das von Nutzern ausgewählt wurde.

Die zeitliche Dimension von Bevölkerungsverteilung wird durch folgende drei Aspekte berücksichtigt: Den Erhebungsstichtag bzw. -zeitraum, den Berichtsstichtag bzw. -zeitraum und die Geltungsdauer der Angaben, d.h. die Periodizität.


Der zweite Teil des Modells enthält Angaben zu den Werten und den Dimensionen:

Attribute

Werte

Wertangabe

Zahl

Eigenschaft

Männlich

Georeferenz

Statistische Einheit

Hinweis: Dieses Beispiel ist vereinfacht und nicht auf alle Attribute dieses Modells übertragbar.

Das Modell zu Bevölkerungsverteilung/Demografie ist generisch. Nahezu jeder statistische Wert, der eine statistische Information zu einem Phänomen, hier der Bevölkerung, enthält, kann mit diesem Modell beschrieben werden. Dies wird an Fallbeispielen zur Wohnbevölkerung, zur Bevölkerung am Arbeitsort oder der Bevölkerungsdichte veranschaulicht. Diese statistischen Angaben sollten für räumlich kleinere Gebiete dargestellt werden als dies durch die Eurostat-Datenbanken möglich ist; bevorzugt werden als statistische Einheiten Raster oder Zensus-Zählbezirke.

Diese Anforderungen spiegeln die Rolle dieses INSPIRE-Themas im Gesamtkontext wieder. Die nationalen statistischen Ämter sollten sich nicht gezwungen fühlen, INSPIRE-Dienste für alle Statistiken zur Bevölkerung anzubieten. Denn das Führen von zwei parallelen Systemen für INSPIRE (wie z.B. das regionalstatistische Datenangebot von Eurostat einerseits und das regionalstatistische Datenangebot in den Mitgliedstaaten andererseits) wäre zu teuer und zeitaufwändig. 

4.3 Objektarten - Zusammenfassung

Objektart

Beschreibung

StatisticalDistribution

Überschrift bzw. Art von Metainformation aus praktischen Gründen zur genauen

Bezeichnung der jeweiligen Verteilung 

StatisticalValue

Beschreibung der verschiedenen Werte der

Verteilung 

StatisticalValue.Dimensions

Beschreibung            der             verschiedenen

Wertdimensionen der Verteilung 

 Dazu folgendes Beispiel für die Verteilung „Bevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe“:

StatisticalDistribution.classification

(1) Geschlecht

(2) Alter

 StatisticalValue.Dimensions

Klassifikation (1): Geschlecht

Klassifikation (2): Altersgruppe

Wert

weiblich

0-5 Jahre

134

männlich

0-5 Jahre

141

weiblich

5-10 Jahre

128

männlich

5-10 Jahre

111

weiblich

10-15 Jahre

89

5. Potentielle Daten, die zum Thema gehören

Zum INSPIRE-Themenbereich Bevölkerungsverteilung/Demografie gehören vor allem die Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, vor allem aus der Regionaldatenbank Deutschland. Sie enthält wichtige Angaben besonders zur Wohnbevölkerung nach Alter, Geschlecht, Familienstand und Nationalität, die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort nach NACE sowie Personen, die sich tagsüber bzw. dauerhaft in ausgewählten Einrichtungen (wie zum Beispiel Kindertagesstätten, Schulen, Altenheimen) aufhalten.

6. Daten, die nicht zum Thema gehören

Aufgrund des breiten Spektrums an potenziellen relevanten statistischen Daten zur Bevölkerung und verschiedenen öffentlichen Einrichtungen mit Angaben zu Einzelpersonen oder Personengruppen sind hier genaue Angaben nicht möglich.