Die Europäische Kommission hat ein "Staff Working Document" (Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen) zur Evaluierung der INSPIRE-Richtlinie veröffentlicht.

Darin stellt sie zusammenfassend fest (Zusammenfassung des Evaluierungsberichtes in deutscher Sprache): 

Gegenüber der Ausgangssituation im Jahr 2007, als öffentliche Verwaltungen so gut wie keine Geodaten elektronisch austauschten, konnten erhebliche Fortschritte erzielt werden. Mit der INSPIRE-Richtlinie wurde ein Rahmen für die Verbreitung von Geodaten nach den FAIR-Grundsätzen (auffindbare, zugängliche, interoperable und wiederverwendbare Daten) geschaffen und so die Effizienz des Datenaustauschs verbessert. Der wichtigste unmittelbare Mehrwert der INSPIRE-Richtlinie besteht darin, dass die gemeinsame Nutzung von Daten als ein Grundprinzip herausgestellt wird und der Aufbau von Governance-Strukturen, die EU-weite Interoperabilität, die Erschließung öffentlicher Daten, eine bessere Transparenz sowie die Zentralisierung von Fachwissen auf EU-Ebene gefördert werden. Durch die wirksame Positionierung der INSPIRE-Richtlinie in der entstehenden europäischen Daten-Governance-Landschaft und als einer der Schlüsselfaktoren für den künftigen Datenraum für den Grünen Deal kann der EU-Mehrwert der Richtlinie aufrechterhalten und weiter gesteigert werden und gleichzeitig die Umsetzung der Strategien des Grünen Deals sowie die Umweltdemokratie durch mehr Transparenz gefördert werden. 

Bei der Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie bestehen jedoch nach wie vor Lücken sowie technische und organisatorische Hindernisse, die sich auch auf die gemeinsame Nutzung und Weiterverwendung vorhandener Geodaten erstrecken. Die Bewertung ergab, dass es dem Rechtsrahmen durch die technische Überspezifizierung der INSPIRE-Richtlinie und angesichts der technologischen Entwicklungen an Zukunftsfähigkeit mangelt und die volle Entfaltung seines Potenzials beeinträchtigt wird. Die Interoperabilität (von Daten und Diensten) wurde als wichtigster Kostenfaktor bei der Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie eingestuft. Bei der Umsetzung besteht im Hinblick auf die übermäßig detaillierten Interoperabilitätsanforderungen Vereinfachungspotenzial. Dabei könnte auch der Rechtsrahmen technologieneutral gestaltet und die Kosteneffizienz erhöht werden, indem die Verwendung von Standardinstrumenten bei der Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie ermöglicht wird. Außerdem sollte bei der Anwendung von Datenspezifikationen ein gewisser Ermessensspielraum eingeräumt werden. Mit der INSPIRE-Richtlinie allein kann die grenzüberschreitende und sektorübergreifende Interoperabilität nicht ausreichend sichergestellt werden. Es bedarf zusätzlicher Anstrengungen, um Geodaten für Endnutzer verwendbar zu machen, wie es das Beispiel des Europäischen Meeresbeobachtungs- und Meeresdatennetzwerks (EMODnet) im Bereich Meeresgewässer veranschaulicht.

Zusammenfassend hat die Bewertung gezeigt, dass die INSPIRE-Richtlinie nach wie vor hohe Relevanz in Bezug auf die Beseitigung von Hindernissen bei der gemeinsamen Nutzung von Daten aus der Vergangenheit und auf den Datenbedarf der Zukunft besitzt. Angesichts dieser zunehmenden Relevanz hat sich auch herausgestellt, dass der Rechtsrahmen im Hinblick auf seine Wirksamkeit verbessert werden kann. Durch eine Modernisierung dank einer besseren Umsetzung wird das Eingreifen zu einem entscheidenden Instrument für die Bereitstellung der erforderlichen Daten zur Bewältigung ökologischer Herausforderungen (europäischer Grüner Deal), für die Stärkung der Umweltdemokratie und für die Förderung der entstehenden Datenwirtschaft (gemeinsame europäische Datenräume).

Der Evaluierungsbericht umfasst folgende Dokumente: